Am 10. August empfing die Bürogemeinschaft LEADER Thayaland und der Zukunftsraum Thayaland neun Gäste aus Tokio – eine hochkarätige Delegation aus Bürgermeisterinnen, Universitätsprofessorinnen und Stadtplaner:innen. Ziel ihres Besuchs: innovative Lösungsansätze für gesellschaftliche Herausforderungen kennenlernen und das Thayaland aus nächster Nähe erleben.
Den Auftakt bildete eine Fahrt auf der Thayarunde. Mit einer brise Wind im Gesicht und einigen Selfies startete die Gruppe in Dobersberg ihre E-Bike-Tour – dank der THEO-Verleih-Flotte kein Problem sich Räder zu leihen. Die Thayarunde prägt die Region wie kaum ein anderes Projekt: vom Radmarathon bis zum gemütlichen Familienausflug zieht sie immer mehr Menschen an.
Im Gespräch über Tourismus fiel bald ein Schlagwort: Resonanztourismus. Gemeint sind echte Erlebnisse, die Besucher:innen nachhaltig mit einer Region verbinden – weit entfernt vom Massentourismus. Gerade angesichts heißer Sommer gewinnt auch der Trend Coolcation an Bedeutung: Urlaub in kühleren Regionen, die mit Natur, Erholung und Authentizität punkten. Genau darin liegen besondere Stärken des Thayalands.
Ein Highlight wartete in Waldkirchen: das erste Upcycling-Bahnhofshotel der Region. Alte Arbeiterschlafwaggons wurden zu Gästeappartements umgebaut – ein Ort, an dem Geschichte lebendig bleibt und neue Impulse für regionale Wertschöpfung entstehen. Auch die anschließende Präsentation im umfunktionierten Eisenbahnwaggon als Meetingraum sorgte für Staunen.
Beim anschließenden Fachgespräch mit Zukunftsraum Thayaland, LEADER Thayaland, der Universität für Bodenkultur, dem Mobilitätslabor land.mobil:Lab und der landuni standen zentrale Fragen im Mittelpunkt:
Wie begegnen wir dem demografischen Wandel?
Wie gelingt soziale Innovation?
Und wie können wir noch mehr Menschen für unsere Region gewinnen?
„Viele kennen das Thayaland noch nicht und fragen oft, ob wir nicht Thailand meinen“, schmunzelte Eduard Köck, Obmann des Vereins LEADER Thayaland. „Das zeigt, wie wichtig es ist, unsere Region sichtbar zu machen. Wir haben Unternehmen, die als Hidden Champions weltweit exportieren, und kleine Museen, die mit viel Herzblut geführt werden. Diese Vielfalt gilt es stärker hervorzuheben.“
Auch das Thema Mobilität wurde intensiv diskutiert. Während in Japan autonomes Fahren und künstliche Intelligenz im Fokus stehen, konnte das Thayaland mit praxisnahen Beispielen punkten: etwa dem regionalen e-Carsharing-System oder dem Nachbarschaftsauto in Rafings – ein Projekt von KEM und land.mobil:Lab. Beide Ansätze zeigen, wie Mobilität im ländlichen Raum neu gedacht werden kann.
Natürlich kamen auch die globalen Herausforderungen zur Sprache: Klimawandel, Starkregen, Hagel oder Dürre betreffen Japan wie auch das Waldviertel. Gemeinsam wurden Lösungsansätze wie Regenwasserspeicher oder Auffangbecken erörtert.
Den Abschluss des Besuchs bildete ein Stopp im Bäuerinnenladen in Waldkirchen. Hier konnte die Delegation regionale Produkte erwerben und erleben, wie Landwirtschaft, kurze Wege und Regionalität im Thayaland zusammenspielen.
Auch Besucher:innen aus der Region waren begeistert: „Es ist so spannend zu sehen, was aktuell alles in der Region passiert“, resümierte eine Teilnehmerin.
Ein herzlicher Dank gilt Alexandra Fangenheim, die im Rahmen ihrer Arbeit an der BOKU und ihres Forschungsaufenthaltes in Japan den Kontakt hergestellt und den Besuch ins Waldviertel ermöglicht hat.